Beim Thema Berufswahl zeigen sich trotz neuer Megatrends alte Rollenmuster. Die TOP 5 der gewählten Ausbildungsberufe von Frauen und Männern sind seit Jahren nahezu identisch. Die Begeisterung für Berufsfelder frei von Geschlechterklischees soll nun durch den Girls’Day und Boys’Day am 03. April 2025 geweckt werden.
Berufsfelder, die klischeemäßig als Frauenberufe gelten, wie Medizinische Fachangestellte oder Verkäuferin rangieren ganz weit oben. Derweilen werden Berufe wie Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachinformatiker oder Industriemechaniker von jungen Männern bevorzugt.
Spätere Konsequenzen der Berufswahlentscheidung bedenken
Während in den TOP 5 Männerberufen bereits nach der Ausbildung vermehrt ein höheres Arbeitsentgelt zu erwarten ist, sind die Bruttoarbeitsentgelte in den meistgewählten Berufen von Frauen oft deutlich niedriger. Im weiteren beruflichen Werdegang kann sich dadurch eine breite finanzielle Schere auftun. Noch stärker wird die Spreizung, wenn man Aufstiegs- und Entwicklungschancen betrachtet – auch hier sind die klischeehaft besetzten „Männerberufe“ meist deutlich attraktiver.
Entscheidung zur Berufswahl wirkt sich mitunter auf Kinderbetreuung aus
Dieses Thema wird auch bei einer eventuell späteren Kinderbetreuung wieder relevant. Entscheiden sich Paare für gemeinsame Kinder steht oft die Entscheidung an, wer zeitweilig für die Kinderbetreuung beruflich kürzertritt. Hier wird zumeist nicht nach dem eigenen „wollen“ entschieden, sondern das Familieneinkommen betrachtet. Für die meisten Familien mit Kindern ist es aus finanzieller Sicht unabdingbar, dass der besserverdienende Partner weiterhin Vollzeit arbeiten geht. Bringt man sich nun die Berufswahlentscheidung wieder in Erinnerung und die weit niedrigeren erzielten Entgelte nach Beendigung der Ausbildung in den TOP 5 Frauenberufen, so werden sich wohl in vielen Fällen die Frauen im Berufsleben zeitlich einschränken.
Klischeehafte Berufsorientierung aufbrechen
Der regionale Arbeitskreis für „Klischeefreie Berufsorientierung“ (kurz KLIPA) beschäftigt sich seit Jahren damit, wie diese klischeehafte Berufsorientierung aufgebrochen werden kann. „Wir wollen Jugendliche dazu ermutigen mit offenen Augen und offenem Herzen in die Berufsfindung zu gehen! Sie sollen sich umfassender informieren bzw. noch besser, sich auch mal untypische Berufe anschauen und ausprobieren!“, erklärt Daniela Taverne, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Passau und zusammen mit Perdita Wingerter von „Gemeinsam leben & lernen in Europa“ Sprecherin des KLIPA-Arbeitskreises. „Aus diesem Grund unterstützen wir nun schon seit achtzehn Jahren den Boys’Day in Stadt und Landkreis Passau“, ergänzt Wingerter. „Während Mädchen den Girls’Day nutzen um in Berufsfelder wie zum Beispiel IT, Technik und Handwerk reinzuschnuppern, wollen wir Jungs motivieren, sich vor allem Jobs mit Menschen wie beispielsweise Kinderpfleger, Erzieher, Altenpfleger oder Sozialarbeiter näher anzuschauen.“
Teilnahmemöglichkeiten am Girls’Day und Boys’Day nutzen
Der bundesweite Aktionstag findet dieses Jahr am 03. April 2025 statt. Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse haben hier die Chance ein Tagespraktikum in einem untypischen Beruf zu machen. Arbeitgeber, die diese Chance nutzen wollen, um junge Menschen für ihr Berufsfeld zu begeistern, können ihre Angebote in dem bundesweiten Girls- bzw. Boys’Day Portal eintragen.
„Wir hoffen wirklich, dass der Girls’Day und auch der Boys’Day dazu beitragen, dass junge Menschen eine qualifizierte Berufsentscheidung treffen – jenseits aller Klischees“, sind sich alle Mitglieder des Arbeitskreises einig.
Am Arbeitskreis beteiligen sich der Landkreis Passau, die Stadt Passau, die Arbeitsagentur Passau, die Universität Passau, der Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ (GLL), die Staatlichen Schulämter Passau, der Arbeitskreis SchuleWirtschaft Passau, die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, die Industrie- und Handelskammer für Niederbayern sowie der Caritasverband für die Diözese Passau e.V..