Sie haben Probleme neue Mitarbeitende für Ihre ausgeschriebene Stelle zu finden? Falls Sie einen eigenen Betrieb leiten, kennen Sie wahrscheinlich dieses Problem. Eine Studie hat gezeigt, dass in Bayern bis 2025 rund 350.000 Fachkräfte fehlen werden, ein großer Teil davon in handwerklichen Berufen.
Die negativen Folgen sind: Aufträge bleiben liegen oder können erst gar nicht angenommen werden, weil Kapazitäten fehlen. Dies wirkt sich nicht nur auf Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, sondern macht sich auch bei den fixen Kosten und steigenden Belastungen bemerkbar.
Nicht jammern, sondern handeln!
Welche Lösungen gibt es für diesen Engpass? Die Herausforderung am Fachkräftemangel ist seine Komplexität. Eine einfache für alle anwendbare Lösung gibt es leider nicht. Die bayrische Staatsregierung hat, um dagegen zu steuern, die Initiative Fachkräftesicherung+ ausgerufen, bei der bestehende Maßnahmen ausgebaut werden sollen, um den Rückgang von Fachkräften entgegen zu steuern.
Doch was können Sie konkret tun, um Ihre offenen Stellen zu besetzen? Im Folgenden geben wir Ihnen einige Lösungsvorschläge, die Ihrem Unternehmen helfen sollen, neue Mitarbeitende für sich zu gewinnen.
Unsere Ideen, wie Sie Mitarbeitende gewinnen bzw. motivieren können
Idee 1: Image aufbauen + online präsent sein
Eine ansprechende leicht auffindbare Homepage ist wichtiger denn je, leider sind viele Handwerker und Kleinbetriebe online unsichtbar. Selbst wenn eine eigene Webseite vorhanden ist, fehlt des Öfteren eine Präsenz auf sozialen Medien wie Facebook oder Instagram. Immer mehr Menschen suchen nach Stellenausschreibungen im Internet. Aber wie soll sich jemand bei Ihnen bewerben, wenn er Sie als Chefin und den Betrieb nicht kennt oder findet? Also:
- Bauen Sie Ihre eigene Homepage auf oder beauftragen Sie eine Agentur.
Stellen Sie Ihre Leistungen und das Team vor. - Erkennen Sie die für Ihren Betrieb relevanten SocialMedia-Kanäle und pflegen Sie diese. Tipp: Jugendliche bevorzugen beispielsweise Instagram anstatt Facebook.
- Posten Sie Bilder von Ihrem Betrieb und Ihren Arbeiten.
Tipp: Diese Aufgabe können auch die jüngeren MitarbeiterInnen mit Leichtigkeit für Sie übernehmen. - Schalten Sie Ihre Stellenanzeigen auf mehreren Online-Jobbörsen
Idee 2: Neue Zielgruppen definieren und die Fachkräfte von morgen finden
„Wir haben ja viele Menschen, Wiedereinsteiger, Berufseinsteiger, Alleinerziehende, Spätzünder, Schwerbehinderte, Langzeitarbeitslose, all diejenigen warten schon noch auf eine zweite Chance. Und die dürfen wir nicht aufgeben.“ so Ministerpräsident Markus Söder über den Fachkräftemangel in Bayern.
Fragen Sie sich, ob für Sie auch Auszubildende infrage kommen, die von dem typischen Profil „männlich – jung – Mittelschule“ abweichen und sprechen Sie diese gezielt an.
Beispiele hierfür sind:
- Frauen
- Abiturienten mit schlechten Noten
- Studierende, die ihr Studium abbrechen
- Schüler/ -innen mit schlechtem Abschlusszeugnis, jedoch mit viel Motivation (kostenfreie Nachhilfe ist durch das Arbeitsamt möglich – siehe Idee 7)
- Menschen mit Behinderung (seelisch, körperlich, geistig und/oder sinnesbeeinträchtigt)
- anerkannte Flüchtlinge
Idee 3: Seien Sie für Fachkräfte interessant
Welche Vorteile können Sie ihren Fachkräften bieten? Was unterscheidet Sie von anderen Unternehmen? Finden Sie Gründe, warum eine gefragte Fachkraft Ihren Betrieb auswählen soll und nicht zur Konkurrenz geht.
Hierbei müssen Sie nicht jeden einzelnen Punkt erfüllen, überlegen Sie was für Sie realistisch und umsetzbar ist und was Ihre Mitarbeiter schätzen werden. Ideen hierfür sind:
- Stellen Sie eine Mitarbeiterwohnung oder Wohngemeinschaft zur Verfügung
- Bilden Sie Ihre Azubis gut aus und unterstützen Sie diese
- Stellen Sie ein faires Miteinander sicher
- Wertschätzung und langfristige Mitarbeiterbindung durch eine gute und angemessene Bezahlung
Idee 4: Gehen Sie mit der Zeit
Die „neue“ Generation tickt anders und will zeitlich flexibler arbeiten. Gehen Sie auf die Wünsche der MitarbeiterInnen ein. Setzen Sie sich mit Ihrem Team zusammen und besprechen Sie deren Ideen und Vorschläge:
- Bieten Sie flexible Arbeitszeiten oder eine 4-Tage-Woche an. Steigern Sie dadurch zusätzlich Ihre Kundenbeliebtheit. Berufstätige Kunden werden Sie dafür lieben, weil die Mitarbeiter gelegentlich bis 20 Uhr oder samstags arbeiten.
- Digitale Programme sind modern & entlasten Sie und das Personal (z.B. Planungssoftware oder Zeiterfassungssysteme)
Bonus für Sie als Führungskraft: Sie sparen sich Zeit und Nerven, da der Mitarbeiter die Zeiten selbst erfasst, Sie lediglich die Zeiten kurz prüfen müssen und im Anschluss wird das Ergebnis direkt ans Lohnbüro weiterleitet.
Idee 5: Fördern Sie ihre Mitarbeiter
Ein zufriedener Mitarbeiter arbeitet nicht nur schneller und besser, sondern wird auch mehrere Jahre für Sie arbeiten. Mit glücklichen Arbeitnehmern können Sie den Fachkräftemangel vermeiden und müssen nicht regelmäßig neue Fachkräfte einarbeiten, weil andere Mitarbeiter den Betrieb verlassen.
Bieten Sie ihrem Personal:
- ein Weiterbildungsbudget für jeden Mitarbeiter
- die Möglichkeit, Fort- und Weiterbildungen wahrzunehmen
- Zuschüsse für gute Noten bzw. gute Leistung
- Bonuszahlungen als Wertschätzung
- eine Mitarbeiterbonuskarte im Wert von 44 € monatlich. Diese ist sozialsteuerfrei und bedeutet für ihre Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung von 528 € pro Jahr netto (!).
- Vermögenswirksame Leistungen (VWL)
- Unbezahlbar ist es, MitarbeiterInnen regelmäßig zu loben ?
Idee 6: Stellen Sie Ihr Handwerk und Ihr Unternehmen vor
Die Popularität der Ausbildung sinkt stetig. Immer mehr junge Menschen machen das Abitur und entscheiden sich nach Abschluss für ein Studium, um einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen. Dieser Zielgruppe gilt es Ihr Handwerk und Ihr Unternehmen vorzustellen und die Vorteile einer Ausbildung nahezubringen. Es gibt mehrere Möglichkeiten für Sie Ihren Betrieb populärer zu machen, beispielsweise:
- Veranstalten Sie zusammen mit anderen Betrieben einen „Tag der offenen Tür“ – vergessen Sie nicht das Event auch dementsprechend zu bewerben
- Nehmen Sie an Ausbildungs- und Jobmessen in Ihrer Nähe teil
- Gehen Sie in unterschiedliche Schulen und stellen Sie Ihren Beruf vor
Besuchen Sie nicht nur die Mittelschulen, sondern auch Wirtschafts-, Realschulen und Gymnasien - Bieten Sie Praktikumsplätze an (Einzel- und Gruppenpraktika)
Idee 7: Bilden Sie selbst aus und nutzen Förderprogramme
In vielen Bereichen ist der „Fachkräftetopf“ bereits ausgeschöpft. Es gibt viel mehr offene Stellen als Arbeitssuchende. Für Sie als UnternehmerIn kann es dementsprechend sinnvoll sein, selbst Ihre Arbeitskräfte auszubilden.
Bieten Sie Ausbildungsplätze für die duale Ausbildung an (Kombination in Betrieb und Berufsschule) und bewerben Sie Ihre Stellenanzeige dementsprechend.
Desweitern gibt es mehrere Förderprogramme der Regierung bzw. der Agentur für Arbeit, die Sie und Ihre (zukünftigen) Auszubildenden dabei unterstützen:
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Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)
Die Arbeitsagentur für Arbeit fördert leistungsschwächere Auszubildende und Betriebe mit kostenloser Nachhilfe mit bis zu acht Stunden pro Woche. Mehr Infos zur ausbildungsbegleitenden Hilfe - „Zukunftsstarter“
Die Initiative unterstützt Sie bei einer Berufsausbildung für Erwachsene über den zweiten Weg. Weitere Details zum „Zukunftsstarter“ - Assistierte Ausbildung (AsA)
Bieten Sie eine assistierte Ausbildung (AsA) an und Sie erhalten eine finanzielle Förderung: Mehr über „assistierte Ausbildung“ erfahren - Betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ)
Durch die Initiative „betriebliche Einstiegsqualifizierung“ können Sie ein Langzeitpraktikum von 6 bis 12 Monaten anbieten und potenzielle Auszubildende finden: Infos zur „betrieblichen Einstiegsqualifizierung“ erfahren
Fazit zur Mitarbeitergewinnung und -motivierung
Natürlich ist es vor allem für kleinere Unternehmen nicht immer einfach alle Lösungsansätze anzuwenden. Doch durch das Umsetzen einiger oder mehrerer dieser Maßnahmen investieren Sie in Ihren Betrieb und dessen erfolgreicher Zukunft.
Durch einen ansprechenden Internetauftritt und das Bekanntmachen Ihres Betriebes bei Ihren potenziellen Arbeitnehmern haben Sie die Möglichkeit dem Fachkräftemangel in Ihrem Betrieb gekonnt zu vermeiden und gleichzeitig Menschen für Ihr Unternehmen zu begeistern.
Desweiteren macht es Sinn sich vom klassischen Bild eines jungen, männlichen Azubis zu verabschieden und neue, motivierte Zielgruppen für sich zu entdecken.
Sprechen Sie auch mit dem Arbeitsamt und finden Sie heraus, wie Ihr Unternehmen hierbei unterstützt werden kann.
Und denken Sie schlussendlich auch daran Ihren Mitarbeitern einen fairen Lohn anzubieten, der Sie selbst zum Bleiben in einem Betrieb motivieren würde. So steht der Besetzung offener Stellen in Ihrem Unternehmen nichts mehr im Wege.