Passau. Den unerwarteten Einsturz der Carolabrücke in Dresden am 11. September 2024 hat die Stadt Passau zum Anlass genommen, insbesondere die Gewichtszulassungen bei allen Brückenbauwerken näher zu untersuchen. Seit Jahrzehnten besteht für die Hängebrücke eine Tonagebeschränkung für Fahrzeuge mit einem Gewicht von über 16 t. Busse durften die Brücke aber passieren.
Eine aktuelle Abklärung mit der Verkehrsbetriebsgesellschaft Passau mbH hat jedoch ergeben, dass auch die Stadtbusse mittlerweile dieses Gewicht, insbesondere unter voller Besetzung, überschreiten. Daher muss nun eine sog. Nachrechnung erfolgen, die am Ende beurteilt, ob die Brücke auch höhere Lasten tragen kann, ohne dass die Dauerhaftigkeit und Verkehrssicherheit des Bauwerks beeinträchtigt wird. Deshalb muss die Hängebrücke ab Samstag, 01.03.25 auch für Busse mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 16 t gesperrt werden.
Diese Vorgehensweise wurde auch im Zusammenhang mit der letzten Brückenhauptprüfung vom zuständigen Gutachter bestätigt und dringend empfohlen.
Ab Freitag, 28.02.2025 ab 19:00 Uhr ergeben sie folgende Änderungen für den Busverkehr
- Betroffen sind die Stadtbus-Linien 1, 2, 3 und 4 der Verkehrsbetriebsgesellschaft Passau mbH sowie die Linien 6101, 6102, 6103, 6130, 6131, 6134, 6135, 6226, 6380, 7599 und der Nachtexpress des RBO.
Diese Linien und auch die Einsatzbusse des Schülerverkehrs fahren dann über die Schanzlbrücke und die Angerstraße. Als Haltestellen werden die Haltestelle „Hängebrücke“ (für Busse der RBO) sowie die Haltestelle „Ilzbrücke/Nähe Salvatorkirche“ (für Stadtbusse) bedient. - Beide Bushaltebuchten können nicht mehr für „Elterntaxis“ genutzt werden. Kurze Haltemöglichkeiten bestehen beim Parkhaus Bschütt.
- Die K-Linien der Verkehrsbetriebsgesellschaft Passau mbH sowie der Pendelbus zur Veste Oberhaus verkehren in beide Richtungen wie bisher über die Altstadt und Hängebrücke.
- Der Citybus verkehrt unverändert.
Überfahrt der Hängebrücke für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 16 t ist verboten – Ausnahme waren Busse
Die Überfahrt der Hängebrücke mit Fahrzeugen, die ein Gesamtgewicht von 16 t überschritten haben, war seit langem verboten. Bei Bussen war das Problem in der jetzigen Form lange nicht gegeben. Da sich die Zeiten jedoch geändert haben und die Fahrzeuge im Allgemeinen dazu tendieren, immer größer und auch schwerer zu werden, überschreitet ein voll besetzter Bus mittlerweile auch diese Schwelle. Es ist zu erwarten, dass auch die Umstellung auf elektrische Antriebsarten zu weiteren Gewichtszunahmen bei den Fahrzeugen führen wird.
Nachrechnung wird von beauftragtem Ingenieurbüro in den kommenden Monaten durchgeführt
Um die Leistungsfähigkeit der Hängebrücke zu prüfen, wird das beauftragte Ingenieurbüro in den kommenden Monaten eine Nachrechnung durchführen. Dabei wird untersucht, ob die Brücke in eine höhere Belastungsklasse eingestuft werden kann. Dies umfasst sowohl statische als auch dynamische Berechnungen. Wichtige Schritte sind dabei die Untersuchung der Bauweise, der Materialien, der Fundamente und der Gelenke.
Für Lenker von Fahrzeugen mit einem Gewicht unter 16 t bestehen indes keine Bedenken bzgl. der Nutzung. Auch wenn mehrere Fahrzeuge gleichzeitig auf der Brücke bspw. an der Ampel stehen, gibt es keine Gefährdungen. Hier geht es dezidiert um die Einzellast, die nicht überschritten werden darf.
Jährlich werden 73 Brücken auf schadhafte Stellen untersucht
Für das Passauer Verkehrsnetz spielen die insgesamt 73 Brücken, inklusive der 4 Großbrücken (Franz-Josef-Strauß-Brücke, Marienbrücke, Schanzlbrücke, Hängebrücke) eine entscheidende Rolle, da sie die Hauptverkehrsadern im Stadtgebiet miteinander verbinden. Um diese wichtigen Infrastruktureinrichtungen zu erhalten, werden sie jährlich auf schadhafte Stellen untersucht. Darüber hinaus erfolgt im 3-Jahres-Rhythmus bzw. 6-Jahres-Rythmus eine weitergehende Prüfung der Brückenbauwerke, da der Erhalt der öffentlichen Infrastruktur eine der wichtigsten Aufgaben einer Kommune ist.
Hängebrücke in Passau wurde 2018 umfangreich saniert
Die Stadt Passau stellte sich dieser Herausforderung und hat die Hängebrücke 2018 nach einer umfangreichen Sanierung wieder für den Verkehr freigegeben. Hier wurde jedoch ausschließlich das Bauwerk instandgesetzt (Korrosionsschutz und Fahrbahn für insgesamt 4,3 Mio. Euro). Eine Verstärkung bspw. der tragenden Seile war bereits zum damaligen Zeitpunkt aufgrund der besonderen Bauweise nicht möglich. Die derzeitigen Maßnahmen sind nicht dem Bauwerkszustand geschuldet, sondern dienen ausschließlich dem dauerhaften Erhalt des Brückenbauwerkes.